Die Betrachtung einer Einrichtung, zu deren Aufgaben die Wartung von Straßenverkehrswegen gehört und die ständige Bereitschaft für Maßnahmen zur Sicherung des Verkehrs auf Straßen und Bauwerken erfordert, verlangt eine Übersicht, welche Kräfte dafür erforderlich sind. Bruno Wehner aber auch andere Autoren nehmen dazu in ihren Ausarbeitungen Stellung. Wehner schreibt: "Um die Grundgedanken der architektonischen Gestaltung für die Straßenmeistereigehöfte der Reichsautobahnen zu verstehen, ist eine Einführung in die Aufgaben des Betriebsdienstes unerläßlich, die einen kurzen Einblick in die vielfältigen Arbeiten vermitteln soll, die dem Ingenieur des Unterhaltungsdienstes gestellt sind." [3-1]
Bild 3-1: Vergleichende Aufnahme: Ein Teil des Personals der Sm Halle-Peißen vor ihrem ersten Dienstgebäude nach Aufnahme der Tätigkeit im April 1936. Aus den Gesichtern spricht ein gewisser Stolz auf ihre Arbeit an den neuen Straßen. Das Gebäude wurde später durch ein von Friedrich Tamms entworfenes Meistereigehöft ersetzt.
Im Weiteren führt Wehner Arbeitskräfte auf, benennt ihre Position in der Organisation und schildert die zu erfüllenden Funktionen. Aus den Tätigkeitsprofilen der Bediensteten und deren Anzahl ergibt sich der Raumbedarf und damit die Größe der Baulichkeiten.

- Straßenmeister: Er leitet die Meisterei verantwortlich in allen Belangen, ihm sind die nachfolgend aufgeführten Arbeitskräfte unterstellt.
- Stammpersonal: Ständig beschäftigte Arbeitskräfte, welche die ihnen zugeteilten Arbeiten entsprechend Qualifikation und Arbeitsvertrag ausführen.
- Bürohilfskraft, Rottenführer/Vorarbeiter: Gehören zum Stammpersonal, führen die Arbeiten lt. Arbeitsvertrag, Beauftragung vom Straßenmeister oder lt. Funktionsplan aus.
- Gärtner, Zimmermann, Schlosser, Maurer: Gehören in der Regel zum Stammpersonal: Führen Arbeiten lt. Arbeitsvertrag, lt. Funktionsplan oder Beauftragung aus.
- Hilfskräfte: Nicht ständig beschäftigte Arbeitskräfte. Erfüllen zeitweilig Arbeitsaufgaben, solange Arbeitskraft oder Fertigkeiten erforderlich sind.
Leider liegen keine fotografischen Aufnahmen vor, welche die verschiedenen Räume der Straßenmeisterei Frankfurt-Rödelheim in ihrem Ursprungszustand zeigen. Behelfsweise sollen deshalb Zeichnungen des Schrifttums zeigen, welche Vorschläge den entwerfenden Achitekten für Straßenmeistereien empfohlen wurden.
Für Bürozwecke wurden zwei Diensträume als notwendig erachtet. Den Bedürfnissen der Arbeiter beim Aufenthalt in Pausenzeiten, nach Möglichkeiten zur Lagerung der Arbeitsbekleidung und ihres Wechsels und für Sanitärverrichtungen wie Waschen und Notdurft war nachzukommen und mit ausreichend und entsprechend ausgerüstete Räumen zu entsprechen. Da die Meistereien einen hohen Grad ständiger Einsatzbereitschaft zu sichern hatten, war der Aufenthaltsraum mit Kochgelegenheiten für die Bereitung kleinerer Mahlzeiten auszurüsten. In begrenztem Maße war auch zu berücksichtigen, dass im vorgesehenen Sanitätsraum nicht nur die in der Meisterei tätigen Personen Hilfe finden können, sondern auch Verkehrsteilnehmer nach einem Unfall oder anderen Beeinträchtigungen der Fahrtüchtigkeit versorgt werden können.
Bild 3-2: Straßenmeister (1), Vertreter (2), Sanitätsraum (3), Akten (4), Wohnung des Straßenmeisteres (5), Wohnung des Vertreters (6)
Bild 3-2 ist Teil eines Grundrisses für eine Straßenmeisterei. Nachstehende Skizze zeigt die mögliche Aufteilung eines Gebäudes mit Räumlichkeiten für die Bediensteten.
Bild 3-3: Wohnung des Fahrers (7), Aufenthaltsraum der Arbeiter (8), Waschraum (9), Aborte (10), Lager (11), Unterstellhalle (12), Waschhalle (13), Garage (14), Werkstatt (15)
Ein Vergleich der Straßenmeisterei Frankfurt-Rödelheim mit den in der einschlägigen Literatur vorgestellten oder den in der Bundesrepublik noch bestehenden, aus den 1930er Jahren übernommenen und nicht wesentlich veränderten Autobahnmeistereien, zeigt gravierende Unterschiede. Darauf, dass in diesem Objekt Dienstgebäude und Fahrzeughalle einen einzigen Baukörper bilden, war bereits hingewiesen worden. Es fällt des weiteren auf, dass die Frankfurter Meisterei nur über einen recht kleinen Betriebshof verfügt. Das Areal zwischen der Autobahn und dem Westerbach bietet keinen Raum für die Ausdehnung in der Breite. Auch die an anderen Meistereistandorten stets anzutreffenden Wohnhäuser als kleine Siedlungen vermisst man in Rödelheim. In dieser Hinsicht bringen Einblicke in zeitgenössische Akten der OBR Frankfurt eventuell neue Erkenntnisse.
Wenngleich sich die Bezeichnungen Mitte der 1950er Jahre änderten, aus den für Autobahnen zuständigen Straßenmeistereien wurden Autobahnmeistereien, blieb es in Frankfurt-Rödelheim bis etwa 1973 beim Aufgabenumfang und der Dienststelle. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik und der damit einhergehenden Zunahme des Verkehrs auf Straßen und Autobahnen genügten die in Rödelheim bestehenden Bedingungen jedoch nicht mehr den Anforderungen. An der BAB A5, nördlich des Bad Homburger Kreuzes, wurde zwischen der Richtungsfahrbahn Gießen und der Anna-Lindh-Allee ein neues Meistereiobjekt errichtet. Der Blick aus der Vogelschau zeigt die Ähnlichkeit an Funktionsgebäuden und ihre Anordnung um den Betriebshof mit gleichartigen Objekten, wie sie vor 1945 an deutschen Autobahnen entstanden waren.
Bild 3-4: Die neue Autobahnmeisterei Frankfurt nördlich des Kreuzes Bad Homburg
Für das Objekt in Rödelheim begann mit dem Auszug der Straßenmeisterei und auch der zeitweilig das Objekt nutzenden amerikanischen Streitkräfte eine neue Zeit. Etwa 1976 wurde die Tank- und Raststätte abgerissen, auch sie entsprach nicht mehr den Anforderungen, die nunmehr an solche Serviceeinrichtungen gestellt wurden. Nach Umzug der Autobahnmeisterei in ihr neues Domizil zogen neue Einlieger in das Objekt, die im Inneren der Gebäude teilweise Umbauten entsprechen ihrer Bedürfnisse vornahmen. Die Zentralwerkstatt der Straßenbauverwaltung Hessen nutzte ab etwa 1977 ebenso Teile wie ab 1980 die Bodenprüfstelle des damaligen Autobahnamtes. Zwei Wohnungen im Haus Westerbachstraße 75 dienten ab 1985 als Büros; anfangs für die Fernmeldemeisterei, ab etwa 2000/2001 für die Bauwerksprüfung von Hessen Mobil. Seit Ende 2022 wartet das Objekt auf neue Nutzer und damit auch auf seinen Erhalt.
Die nachfolgend gezeigten Aufnahmen vom heutigen Inneren des Dienstgebäudes sollen wenigstens grobe Vorstellungen vom gegenwärtigen Zustand vermitteln:
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